Bürgerrechte & Polizei/CILIP 61 (3/98) | |
Chronologie | |
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zusammengestellt von Simone Breddermann und Katharina Kempfer | |
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Juli 1998
01.07.: Der
Hamburger Datenschutzbeauftragte erklärt die
verdeckte Aufklärung
der Polizei in politisch motivierten Gruppen dann für rechtswidrig, wenn
personenbezogene Daten erfaßt werden. Die Hamburger Innenbehörde
kündigt eine Änderung ihrer bisherigen Praxis an.
In
dem
Prozeß
um den Überfall auf den Asylsuchenden Martin Agyare
werden
vier der Angeklagten freigesprochen und einer der Täter mit Jugendarrest
und gemeinnütziger Arbeit bestraft. Die Jugendlichen hatten im November
1997 den Ghanaer überfallen, beleidigt und geschlagen.
Mit
dem
Inkrafttreten
des Eheschließungsrechtsgesetz
müssen Standesbeamte eine binationale Eheschließung verweigern, wenn
ihrer Auffassung nach eine Scheinehe geschlossen werden soll, um eine
Aufenthaltserlaubnis für einen der Ehepartner zu erhalten.
02.07.: Das
Berliner Landgericht verurteilt die beiden DDR-Juristen Heinz Kadgien und
Karl-Heinz Knoche wegen Rechtsbeugung, Totschlags und Beihilfe zum Totschlag zu
jeweils vier Jahren Haft. Die früheren Richter hatten die beiden letzten
DDR-Todesurteile
gefällt.
03.07.: Nach
Angaben des Verfassungsschutzes sind etwa 40 Angehörige des
öffentlichen Dienstes in Deutschland Mitglied der
Scientology-Organisation;
Lehrer und Richter seien nicht darunter.
Im
Dolgenbrodt-Prozeß
verurteilt das Landgericht Frankfurt/Oder die Hintermänner des
Brandanschlags auf das Asylbewerberheim im November 1992 zu
Bewährungsstrafen zwischen 15 Monaten und zwei Jahren.
Bei
einer Routinekontrolle an einer Autobahnraststätte nahe Ingolstadt wird ein
Zivilbeamter
von einem Fußgänger angeschossen
und schwer verletzt.
06.07.: In
Hamburg wird ein 24jähriger Mann verhaftet, der an dem
Überfall
auf den französischen Polizisten Daniel Nivel
am Rande der Fußball-WM beteiligt gewesen sein soll.
Nach
seiner 61. Straftat wird der 14jährige türkische Jugendliche
Mehmet
verhaftet. Dem Jungen und seinen Eltern droht wegen seiner kriminellen Karriere
die Ausweisung aus Deutschland. In einem Eilverfahren entscheidet das
Verwaltungsgericht München am 28.7., daß die geplante Ausweisung
Mehmets und seiner Eltern nicht rechtswidrig ist. Nach weiteren juristischen
Auseinandersetzungen stoppt der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am 4.9.
die Ausweisung Mehmets, wegen erheblicher rechtlicher Bedenken.
Am 7.9. lehnt der VGH einen Eilantrag auf eine Verlängerung der
Aufenthaltsgenehmigung von Mehmet ab. Am 9.10. verurteilt ihn das Münchner
Amtsgericht zu einem Jahr Jugendhaft ohne Bewährung. Mehmet muß mit
einer Abschiebung, allerdings ohne seine Eltern, aus Deutschland rechnen. Die
Staatsanwaltschaft und die Verteidiger legen am 15.10. Berufung gegen das
Urteil ein, um eine höhere Ahndung zu erreichen. Am 20.10
erlaubt der VGH der Stadt München die Ausweisung von Mehmet.
08.07.: Nach
dreimonatigen
verdeckten
Ermittlungen
durchsuchen rund 100 Polizeibeamte die Autobahnpolizeistation in Emmelshausen
(Rheinland-Pfalz) und Privatwohnungen von Autobahnpolizisten, gegen die wegen
des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt wird.
Im
Prozeß
um den Anschlag auf die Berliner Diskothek La Belle
im Jahr 1986 vor dem Berliner Landgericht darf die Aussage des
Hauptbelastungszeugen der Staatsanwaltschaft Musbah Eter nicht verwendet
werden, da dem Zeugen bei seiner Vernehmung unzulässigerweise eine
Strafmilderung in Aussicht gestellt worden war. Am 14.7. stellt die
Staatsanwaltschaft einen Befangenheitsantrag gegen die Richter. Am 16.7. lehnt
das Gericht den Antrag ab, der Prozeß wird fortgesetzt. Am 24.8.
berichtet das ZDF-Magazin Frontal über eine angebliche
Mitarbeit der mutmaßlichen libyschen Terroristen beim amerikanischen und
israelischen Geheimdienst. Die Drahtzieher des Anschlages würden von
westlichen Geheimdiensten geschützt, womit die These vom libyschen
Staatsterrorismus nicht mehr vertretbar sei. Die Generalanwaltschaft
äußert sich nicht zu diesem Bericht.
10.07.: Der
Bundesrat stimmt zu, daß in der
zentralen
Gen-Datei
demnächst mehr Daten erfaßt werden dürfen, so z.B. der
genetische Fingerabdruck von bereits verurteilten Straftätern. In der
selben Sitzung stimmt der Bundesrat
der
Änderung des Sozialgesetzbuches
zu. Sozialämter und Krankenhäuser unterliegen künftig
gegenüber Polizei, Justiz und in bestimmten Fällen auch anderen
Behörden einer Auskunftspflicht.
11.07.: Rund
6.000
Menschen
protestieren
in Chemnitz gegen Ausländerhaß
.
Zeitgleich findet unter starkem Polizeiaufgebot eine NPD-Kundgebung mit 400
Anhängern statt. 300 Personen aus dem linken und rechten Spektrum werden
von der Polizei in Gewahrsam genommen.
15.07.: Bei
Hausdurchsuchungen
in
Rheinland-Pfalz stellt die Polizei eine größere Menge Waffen,
Munition und Sprengstoff sicher. In einer Wohnung werden darüber hinaus
auch Nazischriften, Stichwaffen mit Hakenkreuzen und eine Hitlerbüste
beschlagnahmt.
16.07.: Das
Oberlandesgericht Frankfurt/Main entscheidet, daß Journalisten die
Aussage
vor Gericht verweigern
können, um ihre Informanten zu schützen.
18.07.: Die
Polizei in Magdeburg nimmt bei einer
illegalen
NPD-Kundgebung
118 Neonazis in Gewahrsam und bringt sie unter polizeilicher Bewachung bis an
die Stadtgrenze.
20.07.: Der
Abteilungsleiter beim BND
Volker
Foertsch
wird zum Herbst dieses Jahres versetzt und neuer Leiter der BND-Schule. Der
63jährige war in den Verdacht geraten, für den russischen
Geheimdienst zu arbeiten.
Das
Bundesverfassungsgericht lehnt die Klage des Bundestagsabgeordneten
Gregor
Gysi
(PDS) gegen den Bericht des Immunitätsausschusses des Bundestages ab. Nach
diesem Urteil darf der Ausschuß schriftlich verlautbaren, daß Gysi
inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)
war. Am 18.8. beantragt Gysi bei der Staatsanwaltschaft ein
Überprüfungsverfahren. Am 21.8. gibt das Hamburger Landgericht einer
Klage Gysis statt, derzufolge das Nachrichtenmagazin Der Spiegel
ihn nicht mehr als inoffiziellen Mitarbeiter des MfS bezeichnen darf.
22.07.: Das
Berliner Landesamt für Verfassungsschutz stellt die Ermittlungen gegen
Polizeidirektor
Otto Dreksler
wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft bei Scientology ein. Der vom Dienst
suspendierte Beamte wird wieder in sein Amt eingesetzt. Die auf einen anonymen
Brief und die Aussagen eines V-Mannes des Berliner Verfassungsschutzes
gestützten Vorwürfe hatten sich als falsch erwiesen. Der V-Mann hatte
vor 1989 für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR gearbeitet.
Am 26.8. entschuldigt sich Innensenator Schönbohm bei Dreksler und
befördert ihn. Die Berliner Innenverwaltung kündigt eine Untersuchung
der Arbeitsweise des Verfassungsschutzes an, verteidigt aber gleichzeitig die
Zusammenarbeit mit ehemaligen Stasi-Mitarbeitern. Am 19.9. scheitert ein von
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in das Abgeordnetenhaus
eingebrachter Mißtrauensantrag gegen den Innensenator.
23.07.: Um
die Nachtruhe wieder herzustellen, hat die Polizei in Koblenz zwei verliebte
Igel
bei ihrem Liebesspiel rigoros voneinander getrennt
.
Eine Anwohnerin hatte die Polizei wegen lauter
Knackgeräusche um Hilfe gerufen.
24.07.: Die
Kreispolizeibehörde Borken leitet 395 Bußgeldverfahren und 118
Strafanzeigen gegen
Atomkraftgegner
ein, die im Frühjahr bei den Protesten gegen den
Castor-Transport
ins Zwischenlager Ahaus festgenommen worden waren. Am 31.7. leitet die
Staatsanwaltschaft Münster Ermittlungsverfahren gegen 30 Polizisten ein.
Sie werden beschuldigt, während ihres Einsatzes Körperverletzungen
und Freiheitsberaubungen begangen zu haben.
Der
Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hebt den Freispruch gegen
Safwan
Eid
im Lübecker Brandprozeß auf. Damit muß sich der libanesische
Asylsuchende erneut wegen besonders schwerer Brandstiftung und
fahrlässiger Tötung vor dem Kieler Landgericht verantworten. Die
Bundesrichter beanstanden, daß das Landgericht Lübeck nicht die
heimlichen Tonbandaufzeichnungen über Gespräche verwertete, die Eid
in der Untersuchungshaft mit Familienangehörigen führte.
Ein
generelles
Bettelverbot
auf öffentlichen Straßen und Plätzen ist nach einer
Entscheidung des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofs
unzulässig. (Az.: 1 S 2630/97)
Bei
einer
länderübergreifenden
Polizeiaktion
zerschlagen bayerische Drogenfahnder einen internationalen
Drogenhändler-Ring und stellen 57 Kilogramm Heroin sicher.
28.07.: Der
Zentralverband der Deutschen Sinti und Roma legt beim bayerischen
Verfassungsgericht
Verfassungsbeschwerde
wegen der Verwendung des Erfassungsmerkmals Personentyp Roma und
Sinti
durch die bayerische Polizei ein.
29.07.: Bei
dem Versuch, einen PKW, der wegen Verkehrsverstößen aufgefallen war,
zu stoppen, wird ein 44jähriger Polizeiobermeister von dem Fahrer
erfaßt und gegen den als Straßensperre abgestellten Funkwagen
gedrückt. Gegen den flüchtigen Fahrer wird wegen
Mordversuchs
ermittelt.
Am 20.8. werden drei Rumänen und eine Deutsche wegen dringenden
Tatverdachts festgenommen.
31.07.: Laut
einem internen Papier der Berliner Polizei ist im ersten Halbjahr 1998 die
Straßenkriminalität in Kreuzberg und Neukölln um 16,8%
zurückgegangen. Um 57% ist hingegen die Zahl der registrierten
Körperverletzungen angestiegen. In beiden Bezirken wird seit Anfang des
Jahres das sogenannte
Berliner
Modell
erprobt. August 1998
01.08.: Seit
heute gilt das neue
Straßenverkehrsgesetz,
wonach das Fahren unter Drogeneinfluß mit bis zu 3.000 DM Geldstrafe,
Entzug des Führerscheins und vier Strafpunkten im Verkehrsregister
geahndet wird. Wer in einer Polizeikontrolle den Eindruck erweckt, daß er
illegale Drogen genommen hat, muß zur Blutprobe.
Die
traditionellen
Chaostage in Hannover
fallen in diesem Jahr, nach dem massiven Vorgehen der Polizei in den vergangen
Jahren, aus.
03.08.: Bei
Wohnungsdurchsuchungen in fünf Bundesländern ist die Cottbusser
Polizei einem bundesweiten
Händlernetz
für rechtsextremistische Propaganda
auf die Spur gekommen. Es werden mehrere tausend Tonträger und
Publikationen beschlagnahmt.
04.08.: Laut
dem in Bonn vorgestellten
Jahresbericht
1997 zur Kriminalitätslage in der Bundesrepublik Deutschland
ist die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten im Vergleich zu 1996 um
0,9% auf knapp 6,6 Millionen gesunken. Ein Zuwachs ist bei der Kinder- und
Jugendkriminalität und bei Taten mit rechtsextremistischem Hintergrund zu
verzeichnen. Die Aufklärungsrate ist auf 50,6% gestiegen.
05.08.: Laut
einem Beschluß des BGH können Ausländer nach Ende der
Abschiebehaft
diese nicht mehr auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen, da
die Haft in der Regel lang genug ist, um innerhalb dieses Zeitraums eine
gerichtliche Prüfung zu erwirken. (Az.: V ZB 7/98 - 25.6.1998)
07.08.: Nach
einem Beschluß des Berliner Kammergerichts ist künftig nicht jede
Graffiti-Spray-Aktion
automatisch als Sachbeschädigung zu werten. Ein Straftatbestand liege nur
vor, wenn die Schmierereien zu tatsächlichen Substanzschäden
führten oder wenn die notwendigen Reinigungen Beschädigungen
hinterließen.
13.08.: Bundesinnenminister
Manfred Kanther (CDU) verbietet die zwei linksextremistischen türkischen
Organisationen Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front
(DHKP-C)
und Türkische Volksbefreiungspartei/-front-Revolutionäre
Linke
(THKP/-C-Devrimci
Sol)
in Deutschland.
15.08.: Dänische
Neonazis veranstalten einen verbotenen
Heß-Gedenk-Marsch
im Kopenhagener Vorort Greve und im Stadtzentrum. Die Polizei setzt
Tränengas gegen die etwa 3.000 Demonstranten ein, nachdem Teilnehmer sie
mit Steinen und Flaschen angegriffen hatten. In Deutschland werden 120
mutmaßliche Neonazis an der Ausreise nach Dänemark gehindert.
Bei
einer Auseinandersetzung mit zwei rechtsextremen Jugendlichen werden in
Brandenburg
zwei
Polizeibeamte zum Teil schwer verletzt
.
Einer der Polizisten gibt einen Warnschuß ab.
16.08.: Das
Berliner Landgericht stellt das Verfahren gegen
Erich
Mielke
wegen der Toten an der Mauer aufgrund andauernder Verhandlungsunfähigkeit
ein.
17.08.: In
ihrer Einzelzelle in der Gefangenensammelstelle in Berlin-Tiergarten
erhängt
sich eine 40jährige Frau
,
die zu sieben Monaten Haft verurteilt worden war.
19.08.: Das
Bundeskriminalamt und der Bundesnachrichtendienst werden zum ersten Mal
Beamte
zum Hospitieren
austauschen, um Erfahrungen über die Arbeitsweise der jeweils anderen
Behörde zu sammeln.
20.08.: Wegen
tödlicher
Schüsse auf einen flüchtenden Sexualstraftäter
verurteilt das Stuttgarter Landgericht einen 28jährigen Polizisten zu
einer Freiheitsstrafe von 16 Monaten auf Bewährung.
21.08.: Der
BND und mehrere bekannte Redakteure dementieren die Behauptung des Autors Erich
Schmidt-Eenboom, die Journalisten hätten seit den 70er Jahren für den
deutschen Geheimdienst als
V-Leute
zur Verfügung gestanden.
24.08.: Nach
Angaben des Berliner Innenstaatssekretärs Kuno Böse (CDU) nehmen die
Aktivitäten
fremder Geheimdienste
in Berlin zu. Der zuständige Bereich beim Landesamt für
Verfassungsschutz müsse deshalb personell und materiell ausgebaut werden.
Das
Amtsgericht Berlin- Tiergarten verurteilt einen Studenten, der bei den Unruhen
am 1. Mai in Kreuzberg eine Bierflasche auf einen Polizisten geschleudert hat,
wegen
Widerstands
gegen Vollzugsbeamte und schwerer Körperverletzung
zu neun Monaten Gefängnis auf Bewährung.
25.08.: Die
Bundesregierung teilt mit, daß 1997 bundesweit in fast
7.800
Fällen das Abhören von Telefonen
durch
die Polizei
angeordnet worden war, meist wegen des Verdachts auf Drogendelikte.
26.08.: Hans
Ulrich Voss
wird neuer Chef des Landeskriminalamtes (LKA) in Berlin.
27.08.: Der
frühere Chef des Militärischen Abschirmdienstes (MAD),
Elmar
Schmähling
,
wird wegen Konkursverschleppung, Untreue und Betrug zu zwei Jahren Haft auf
Bewährung verurteilt.
Das
Berliner Kammergericht verurteilt einen vom Dienst suspendierten Polizisten
wegen seiner
Spitzeltätigkeit
für das MfS
zu einer Geldstrafe von 12.000 DM.
31.08.: Es
wird bekannt, daß ein deutsches Strafgericht zum ersten Mal einen
Lügendetektortest
als Beweismittel in einem Prozeß
zugelassen hat. Der wegen Vergewaltigung in der Ehe Angeklagte will mit Hilfe
des Polygraphen seine Unschuld beweisen. Am 8.9. wird der Mann freigesprochen,
da das Gutachten auf der Grundlage des Lügendetektortests seine
Unschuldsbeteuerung unterstützt.
September 1998
01.09.: In
Hamburg nimmt die
erste
unabhängige Polizeikommission
für eine Probelaufzeit von zwei Jahren ihre Arbeit auf. Die ehrenamtliche
Kommission, bestehend aus zwei Rechtsanwälten und einem Kriminologen, soll
Fehlentwicklungen innerhalb der Polizei frühzeitig entgegenwirken.
Die
Änderung
des Bundesgrenzschutzgesetzes
tritt in Kraft. Dem Gesetz zufolge dürfen BGS-Beamte künftig auch auf
Bahnhöfen, in Zügen und auf Flughäfen Personen ohne konkreten
Verdacht kontrollieren.
Die
Telekom und der Bundesbeauftragte für den Datenschutz bestätigen den
Bericht des TV-Magazins Report, wonach die Polizei sämtliche
Telefonverbindungen
im deutschen Festnetz zwei Tage zurückverfolgen kann.
02.09.: Das
Bundesverfassungsgericht gibt der Verfassungsbeschwerde eines libanesischen
Flüchtlings gegen einen ablehnenden Asylbescheid statt. Nach Ansicht des
Gerichts besteht in Deutschland auch
Anspruch
auf Asyl
,
wenn Asylsuchende in ihrer Heimat bei einer normalen
Strafverfolgung wegen ihrer politischen Überzeugung härter als
andere Straftäter behandelt werden.
In
der bislang
international
größten Polizeiaktion
gegen Kinderporno-Handel im Internet werden knapp 200 Tatverdächtige
zeitgleich in 21 Staaten überprüft, darunter auch 18 Personen in
Deutschland.
04.09.: Laut
dem
Jugenddelinquenzbericht
des
Berliner LKA hat die Jugendkriminalität im vergangenen Jahr nicht
zugenommen, sondern es haben sich lediglich einige
Kriminalitätsschwerpunkte verlagert. Damit kommt das LKA zu einem anderen
Ergebnis als die Halbjahresstatistik des BKA, die eine Steigerung von rund 8%
im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität registriert.
Bei
einer Schießerei mit drei Einbrechern in Velbert bei Essen wird ein
Polizist
lebensgefährlich verletzt
.
Sein Kollege wird von den Angreifern mit Tritten und Schlägen
überwältigt.
08.09.: Der
mutmaßliche
Terrorist
Hans-Joachim Klein
wird durch französische Anti-Terror-Experten im Departement Orne
festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, ein Komplize des in Frankreich inhaftierten
Terroristen Carlos zu sein und sich an der Geiselnahme von elf
Ministern bei der OPEC-Konferenz am 21.12.1975 in Wien beteiligt zu haben.
10.09.: Das
Stuttgarter Landgericht verwarnt einen Polizisten wegen
zweifacher
Körperverletzung im Amt
.
Das Gericht verurteilt ihn unter Vorbehalt zu einer Geldstrafe von 4.200 DM,
die gezahlt werden muß, wenn er sich innerhalb eines Jahres erneut
strafbar macht.
14.09.: Die
Polizei wird künftig
keine
eigenen Angaben mehr über die Teilnehmerzahlen
bei größeren Veranstaltungen in Berlin machen, da es in der
Vergangenheit zum Teil zu großen Differenzen zwischen
Polizeischätzungen und Veranstalterangaben gekommen ist.
15.09.: Norbert
Spinrath
wird neuer Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
16.09.: Die
bayerische Polizei verhaftet in München den Sudanesen
Mamduh Mahmud Salim,
der ein mutmaßliches führendes Mitglied der internationalen
Terrororganisation des saudi-arabischen Multimillionärs Osama Bin Laden
sein soll. Bin Laden gilt als Drahtzieher der beiden Bombenanschläge auf
die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam am 7.8., bei denen 260 Menschen
getötet wurden. Am 25.9. erhebt die US-Justiz offiziell Mordanklage gegen
Salim.
19.09.: In
Rostock findet die
Kundgebung der rechtsextremen NPD
zum Wahlkampfabschluß mit ca. 5.000 Teilnehmern statt. Das bislang
größte Polizeiaufgebot in Mecklenburg-Vorpommern mit rund 6.000
Polizisten aus 15 Bundesländern verhindert ein Zusammentreffen der etwa
8.000 Gegendemonstranten vom Bündnis gegen Rechts und 2.500
Autonomen mit den NPD-Sympathisanten. Insgesamt werden 127 Personen
vorläufig festgenommen, fünf Haftbefehle erlassen und etwa 30
Strafverfahren eingeleitet. Die Kosten des Polizeieinsatzes belaufen sich auf
sieben Millionen DM.
24.09.: Laut
einer dpa-Umfrage wird der
Große Lauschangriff
zur Verbrechensbekämpfung in den meisten Bundesländern nicht
eingesetzt. Ausnahmen sind Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und
Baden-Württemberg.
25.09.: Mit
mehr als
30.000 Polizeivollzugsbeamten
erreicht der Bundesgrenzschutz (BGS) in diesem Jahr den höchsten
Personalstand in seiner Geschichte. Insgesamt sind im BGS über 40.000
Bedienstete tätig.
26.09.: Ein
Großaufgebot der Polizei verhindert bei einer
Wahlkampfkundgebung der rechtsextremen DVU
mit rund 3.000 Anhängern in Passau Zusammenstöße mit etwa 1.200
GegendemonstrantInnen. Es werden insgesamt 18 Personen, zumeist aus dem linken
Spektrum, festgenommen.
29.09.: Das
Bonner Landgericht weist die
Zivilklage der Eltern des mutmaßlichen RAF-Terroristen Wolfgang Grams
ab. Die Eltern verklagten die Bundesregierung auf Erstattung der
Beerdigungskosten für ihren Sohn, der bei dem GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen
ums Leben gekommen war. In der Urteilsbegründung stellen die Richter fest,
daß es weder für eine Fremdtötung noch für einen
Selbstmord überzeugende Beweise gäbe.
Oktober 1998
01.10.: Das
Landgericht Frankfurt/Main verurteilt R. K.
wegen der Ermordung des Kaufmanns Jakub Fiszman und erpresserischen
Menschenraubes in zwei Fällen zu lebenslanger Haft mit
anschließender Sicherheitsverwahrung. Sein Sohn S. wird wegen Beihilfe
zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
In
einem Hamburger Asylbewerberheim werden bei einer
Drogenrazzia mit 300 Beamten
50 Personen festgenommen.
Zwei
Hamburger Polizeibeamte, die den Journalisten Oliver Neß 1994 bei einem
Demonstrationseinsatz schwer verletzt hatten, werden in der
Revisionsverhandlung vor dem Bundesgerichtshof (BGH) vom Vorwurf der
Körperverletzung im Amt freigesprochen. (Az.: 5 StR 239/98)
03.10.: Eine
Gruppe
von 24 Skinheads
greift einen 21jährigen US-Soldaten in einem Regionalzug in Bayern an und
mißhandelt ihn. Die Täter werden auf dem Münchner Hauptbahnhof
von etwa 40 Polizeibeamten festgenommen.
04.10.: Die
Berliner Polizei zerschlägt einen
international
agierenden Kokain-Ring
.
Ihm soll ein Polizeibeamter angehören, der die Bande vor geplanten Razzien
und Fahndungen gewarnt haben soll.
05.10.: Ein
41jähriger Polizeibeamter aus Magdeburg wird vom Amtsgericht Dannenberg
wegen
Körperverletzung
im Amt
zu einer Geldstrafe von 16.800 DM verurteilt. Er hatte bei einer Protestaktion
vor dem Castor-Transport nach Gorleben 1997 einem AKW-Gegner ohne
rechtfertigenden Anlaß Tränengas ins Gesicht gesprüht.
07.10.: Die
Fluchthelfer
des früheren Immobilienkaufmanns Jürgen Schneider
werden vom Frankfurter Landgericht freigesprochen.
11.10.: Bei
der Absicherung einer Unfallstelle auf der Autobahn bei Herleshausen wird ein
Polizist tödlich verletzt
. 12.10.: Das
Landgericht Wiesbaden verurteilt einen ehemaligen Kriminalhauptkommissar des
Bundeskriminalamtes wegen
Bestechlichkeit
und Verrats von Dienstgeheimnissen
zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten. Der Beamte hatte
zahlreiche Unterlagen über die mißlungene Antiterroraktion in Bad
Kleinen an die Presse weiter gegeben.
In
Brandenburg nimmt erstmals ein mobiler ziviler
Einsatztrupp
zur Verhinderung von Straftaten auf Autobahnen
und deren Umgebung seinen Dienst auf.
16.10.: Die
Berliner Polizei nimmt sechs Personen aus der
rechtsextremen
Skinheadszene
fest und beschlagnahmt 500 CDs mit brauner Rockmusik. Die Polizeiaktion richtet
sich vor allem gegen die Berliner Band Landser.
17.10.: Rund
500
Personen
aus Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt demonstrieren gegen
faschistische Strukturen in Königs-Wusterhausen und
anderswo. Die 300 Polizeibeamten erteilen 50 Platzverweise, nehmen
zwölf Linke und zwei Rechte in Gewahrsam und zehn Personen wegen
Gewaltanwendung und Widerstand fest. Sechs Beamte und einige DemonstrantInnen
werden leicht verletzt, sieben Personen vorläufig festgenommen.
21.10.: Nach
einem Verwaltungsgerichtsurteil der Stadt Göttingen können
Städte und Gemeinden zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität
einen
mehrmonatigen
Platzverweis
gegen Drogenhändler verhängen.
24.10.: In
Hannover demonstrieren trotz Versammlungsverbot mehrere
Anhänger
der kurdischen Arbeiterpartei PKK
.
Die Polizei nimmt insgesamt 72 Anhänger in Gewahrsam.
Bei
einer
Demonstration
von rund 600 Kurden
kommt es in Berlin zu Ausschreitungen, bei denen 17 Demonstranten
vorläufig festgenommen und fünf Polizisten leicht verletzt werden.
Am
Rande einer
Demonstration
der rechtsextremen NPD
in Bonn kommt es zu Zusammenstößen zwischen Gegendemonstranten aus
der linken Szene und der Polizei. Zwölf Beamte und drei Demonstranten
werden zumeist durch Stein- und Flaschenwürfe leicht verletzt. 221
Personen werden vorläufig festgenommen. Insgesamt kesselt die Polizei die
Gegendemonstranten für drei Stunden ein.
Auf
Anfrage der PDS-Abgeordneten Marion Seelig teilt Berlins Innensenator Jörg
Schönbohm (CDU) mit, daß 1997 insgesamt 2.262 Strafverfahren gegen
Polizeibeamte eingeleitet wurden. Fast die Hälfte betrafen
Körperverletzungen im Amt. Im ersten Halbjahr 1998 waren es 1.026
Strafverfahren, davon 467 wegen Körperverletzung im Amt. Von den über
2.200 Strafverfahren 1997 endeten lediglich 54 mit einer Verurteilung, 1.935
wurden eingestellt.
28.10.: Der
hessische Landtag erleichtert
Polizeikontrollen
auf Bundesstraßen und Autobahnen, wenn der Verdacht auf Bandendiebstahl,
Hehlerei, Drogen- oder Menschenhandel besteht. Die sogenannte Schleierfahndung
wird von Seiten der rot-grünen Landesregierung abgelehnt.
Simone
Breddermann und Katharina Kempfer studieren Politische Wissenschaft an der FU
Berlin.
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© Bürgerrechte & Polizei/CILIP 1998 HTML-Auszeichnung: Felix Bübl. Zuletzt verändert am 24. Februar 2008. |