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November 1998
03.11.: In Hessen beginnt ein unbefristeter Modellversuch, der jugendliche
Straftäter schneller vor Gericht bringen soll. Das vom hessischen
Justizminister Rupert von Plottnitz (Bündnis 90/Die Grünen)
angeregte Programm soll Jugendlichen den "Zusammenhang zwischen Tat und
Strafe klarmachen"; es bleibt zunächst auf Wiesbaden beschränkt.
04.11.: Die Hamburger Polizei hat einen Schwan wegen Störung
des Straßenverkehrs festgenommen. Das Tier war auf einer befahrenen
Straße gelaufen und wurde nach einer Nacht in der Zelle dem Schwanenvater
übergeben.
06.11.: Die strafrechtliche Aufarbeitung des DDR-Unrechts ist laut
Berlins Justizsenator Erhart Körting (SPD) beinahe abgeschlossen.
Bis zum 30.9.1999 wird die Staatsanwaltschaft 2 aufgelöst. Die zentrale
Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität
(Zerv) soll bereits ab Ende 1998 aufgelöst werden. Zerv und Staatsanwaltschaft
2 haben bis August 1998 22.500 Ermittlungsverfahren eingeleitet, 877 Beschuldigte
wurden angeklagt, 211 Personen verurteilt und 22 Freiheitsstrafen ohne
Bewährung verhängt.
09.11.: In einem "Brief zum 9. November" bitten ehemalige Bürgerrechtler
der DDR (Freya Klier, Wolfgang Templin, Christian Führer, Erhart
Neubert) US-Präsident Bill Clinton um Herausgabe der im Besitz der
CIA befindlichen Stasi-Unterlagen. Die CIA konnte nach der Wiedervereinigung
angeblich Akten der "Hauptverwaltung Aufklärung" (HVA) in seinen
Besitz bringen. Die Bürgerrechtler hoffen, mit den Unterlagen inoffizielle
Stasi-Mitarbeiter enttarnen zu können.
In Berlin wird von der Gauck-Behörde ein Dokumentations- und Informationszentrum
über die Stasi eingerichtet.
10.11.: Die Klagen von SPD und CDU gegen drei PDS-Landtagsabgeordnete
wegen angeblicher Stasi-Mitarbeit werden vom Leipziger Verfassungsgericht
aus formalen Gründen abgewiesen.
12.11.: Die 27. Zivilkammer des Berliner Landgerichts bestätigt
eine einstweilige Verfügung vom 17.9., nach der das Buch "Undercover
- Der BND und die deutschen Journalisten" vom Verlag Kiepenheuer &
Witsch in der zweiten Auflage nicht weiter ausgeliefert werden darf. In
dem Buch werden Namen von Journalisten genannt, die mit dem Bundesnachrichtendienst
in Verbindung gestanden haben sollen.
Der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz
(BfV) Eckart Werthebach (CDU) wird neuer Innensenator in Berlin.
Der Führer der "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK), Abdullah Öcalan,
begehrt in Rom Asyl. Trotz des wachsenden internationalen Drucks beantragt
Deutschland die Auslieferung nicht. Am 16.1.1999 verläßt Öcalan
Italien, woraufhin er eine erfolglose Irrfahrt auf der Suche nach Schutz
durch ganz Europa beginnt. Die griechische Botschaft in Kenia gewährt
ihm eine Aufenthaltserlaubnis von 12 Tagen, bis er am 16.2. nach dreimonatiger
Flucht unter nicht geklärten Umständen in die Türkei entführt
wird. Dort wird ihm Hochverrat und Terrorismus vorgeworfen. Infolge seiner
Festnahme demonstrieren Kurden in ganz Deutschland. In Berlin werden am
17.2.1999 drei Kurden bei dem Versuch, das israelische Generalkonsulat
zu besetzen, von israelischen Sicherheitskräften erschossen. Das
vierte Opfer stirbt wenig später im Krankenhaus. Berlins Innensenator
Eckart Werthebach (CDU) wird aufgrund der falschen Einschätzung der
Sicherheitslage des israelischen Konsulats scharf kritisiert.
Der jugendliche Straftäter "Mehmet" wird "vorübergehend" in
die Türkei abgeschoben, nachdem eine von ihm eingereichte Verfassungsklage
vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe aus formalen Gründen
abgewiesen wurde. In der Türkei wird "Mehmet" in einem Kinderheim
untergebracht, da seine Eltern in Deutschland bleiben und keiner seiner
in der Türkei lebenden Verwandten bereit ist, ihn aufzunehmen.
16.11.: Monika Haas wird vom Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt/Main
nach mehr als zweieinhalb Jahren Verhandlung wegen Beihilfe zur Geiselnahme,
zum erpresserischen Menschenraub und zum versuchten Mord in zwei Fällen
zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Nach Überzeugung
des Gerichts war sie 1977 an der Entführung der Lufthansa Maschine
"Landshut" beteiligt. Freigesprochen wird sie im Falle der Mitschuld am
Tode von Hanns-Martin Schleyer.
18.11.: Das Amtsgericht Dülmen spricht im ersten Prozeß
gegen einen Castor-Demonstranten einen 29jährigen Studenten frei,
der wegen versuchter Nötigung angeklagt war. Er hatte sich während
des Castor-Transportes nach Ahaus am 20.3. an die Bahngleise gekettet.
(Az.: 4 DS AK 218/98)
Vor dem Landgericht Berlin wird ein Polizist wegen schwerer Bestechlichkeit
und Geheimnisverrats zu 21 Monaten Haft mit Bewährung verurteilt.
Er hatte einem Rechtsanwalt geheime Daten aus einem Polizeicomputer verschafft.
21.11.: In Berlin beginnt der Prozeß gegen Mustafa K. Am 2.6.1996
wurde er nach eigenen Aussagen von Polizisten in seiner Wohnung mißhandelt,
wenig später erstattete er Anzeige. Daraufhin reagierten die Polizisten
mit einer Anzeige wegen Widerstands. Das Verfahren gegen die Polizisten
wurde eingestellt.
27.11.: 130 Gegendemonstranten einer NPD-Veranstaltung mit dem Neonazi
Manfred Roeder werden nahe dem sächsischen Döbeln festgenommen.
In Berlin beginnt der Prozeß gegen den Algerier Bouzidi N., der
wegen Widerstand angeklagt ist. Als er nach einer, wie sich herausstellte,
ungerechtfertigten Festnahme am 23.3.1997 eine Entschuldigung hören
wollte, wurde er von einigen Polizeibeamten mißhandelt und des Widerstandes
gegen die Staatsgewalt beschuldigt.
Der Vergewaltiger und Mörder von Christina Nytsch und Ulrike Everts
wird vom Landgericht Oldenburg wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Ronny Rieken wurde durch den größten Massengentest in der Kriminalgeschichte
der BRD überführt.
28.11.: Eine 23jährige Polizistin erschießt in München
zwei Brüder in deren Wohnung. Einer der beiden hatte die Polizei
verständigt, da sein Bruder sich angeblich umbringen wollte. Als
die Polizistin eintrifft, wird sie mit einem Messer bedroht. Daraufhin
schießt sie zweimal gezielt auf den Mann; eine Kugel durchschlägt
dessen Körper und trifft gleichzeitig den hinter ihm stehenden Bruder
tödlich.
Dezember 1998
01.12.: Das "Gesetz zum Schutz von Zeugen bei Vernehmungen in Strafverfahren und zur Verbesserung des Opferschutzes" tritt in Kraft. Durch die Möglichkeit
von Videovernehmungen außerhalb des Gerichtssaales sollen vor allem
jugendliche und gefährdete Zeugen besser geschützt werden.
Aus einer bundesweit ersten Studie über sexuelle Belästigung
bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen geht hervor, daß sich jede
vierte Polizistin und jeder zwanzigste Polizist von Kollegen sexuell belästigt
fühlt.
Nach einer Erklärung der Staatsanwaltschaft Berlin wird gegen 5 bis
20 Polizisten wegen "Körperverletzung im Amt durch Unterlassen" bei
einem Einsatz im Juni 1998 ermittelt. Den Beamten wird vorgeworfen, untätig
zugesehen zu haben, wie zwei Täter eine Wirtsfrau überfielen
und sie so schwer verletzten, daß sie bleibende Schäden davontrug.
08.12.: Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilt vier ehemalige
Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) zu Bewährungsstrafen von 8 bis
21 Monaten wegen Bestechlichkeit und Strafvereitelung im Amt. Sie hatten
am Grenzpunkt Frankfurt (Oder) Schmiergelder von 30 bis 50 DM angenommen
und Menschen illegal nach Polen einreisen lassen.
09.12.: Der dritte Strafsenat des Bundesgerichtshofes (BGH) erklärt
das "Mykonos"-Urteil für rechtskräftig. Am 10.4.1997 hatte das
Berliner Kammergericht einen iranischen Agenten und einen Libyer wegen
vierfachen Mordes im Auftrag der iranischen Staatsspitze zu lebenslanger
Haft verurteilt. Bei dem Attentat in Berlin am 17.9.1992 waren vier kurdisch-iranische
Oppositionspolitiker ums Leben gekommen.
11.12.: In einem Mannheimer Supermarkt wird ein Polizist durch Messerstiche
von einem Einbrecher getötet.
16.12.: Das Landgericht Potsdam verurteilt fünf Neonazis im
Berufungsverfahren wegen Volksverhetzung, vorsätzlicher Körperverletzung
und Beleidigung zu Strafen von zwei Wochen Dauerarrest bis zu Verwarnungen
mit Geldstrafen. Sie hatten einen ghanaischen Asylsuchenden, der bereits
zum zweiten Mal überfallen wurde, beleidigt, bedroht und geschlagen.
Im Prozeß gegen zwei Polizisten in Berlin wegen Strafvereitelung
im Amt wird deren Berufung abgelehnt; sie werden zu sechs Monaten Haft
bzw. zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Polizisten hatten einen Videofilm
gesehen, der Kollegen bei Mißhandlungen zeigt, und diesen Vorfall
nicht gemeldet.
17.12.: Nach einem Beschluß des BGH bleibt der Einsatz von
Lügendetektoren in Strafverfahren verboten. (Az.: 1StR 156/98
u. 258/98)
19.12.: In Berlin wird das Grab von Heinz Galinski durch einen Sprengstoffanschlag
von unbekannten Tätern zerstört. Bereits vor drei Monaten war
die Stätte zum ersten Mal geschändet worden.
20.12.: Der mutmaßliche Finanzexperte des islamischen Terroristenchefs
Osama bin Laden, Mamdu Mahmud Salim, wird drei Monate nach seiner Festnahme
in München an die USA ausgeliefert, nachdem das Bundesverfassungsgericht
in Karlsruhe seine Verfassungsbeschwerde nicht angenommen hatte. Er soll
an der Vorbereitung der Bombenanschläge auf die amerikanischen Botschaften
in Nairobi und Daressalam am 7.8.1998 beteiligt gewesen sein. (Az.: BvR
2109/98)
21.12.: Die beiden 16 und 17 Jahre alten Raubmörder des Kaufmannes
Dabelstein werden zu 8 Jahren Jugendstrafe verurteilt. In Folge des Verbrechens
im Juni 1998 waren heftige Diskussionen über Jugendkriminalität
entflammt.
23.12.: Die mutmaßlichen Bahnerpresser, die sich "Freunde der
Bahn" nennen, werden nach dem dritten Anschlag auf die Bahn AG von einem
Sonderkommando des Bundeskriminalamtes ("Zug") und der GSG 9 festgenommen.
Sie gestehen die Anschläge vom 8.12. auf die ICE-Strecke Hannover-Berlin,
vom 16.12. auf die Strecke Berlin-Stralsund und vom 18.12. auf die Strecke
Greifswald-Anklam.
Januar 1999
03.01.: In Tel Aviv beginnt der Prozeß gegen den Deutschen
Stephan Smyrek, der für die proiranische Hisbollah in Israel einen
Selbstmordanschlag geplant haben soll.
05.01.: Nach einer Entscheidung des Berliner Kammergerichts erhält
der Ex-Stasi-Chef Erich Mielke für drei Monate Untersuchungshaft
ca. 2.000 DM Haftentschädigung vom Land Berlin. Das Verfahren gegen
Mielke wegen Totschlags an DDR-Flüchtlingen war aufgrund gesundheitlicher
Probleme des 91jährigen abgebrochen worden.
Das Urteil gegen die zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilte RAF-Terroristin
Birgit Hogefeld wird vom BGH für rechtskräftig erklärt.
Sie war wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt
worden. (Az.: 3 StR 580/98)
08.01.: Bei einem Überfall auf einen Vietnamesen in Berlin-Hellersdorf
wird dieser mit einem Messer schwer verletzt. Vier Männer gestehen
wenig später die Tat, der Haupttäter gesteht zwanzig ähnliche
Überfälle.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums haben 98.644 Menschen im Jahr
1998 in Deutschland Asyl beantragt, 4% wurden als asylberechtigt anerkannt.
Im Vorjahr lag die Zahl bei 104.353 Asylanträgen.
10.01.: Bei der friedlichen Demonstration zum Gedenken an Rosa Luxemburg
und Karl Liebknecht in Berlin schreitet die Polizei ein. Mindestens 34
Menschen werden festgenommen und 38 Polizisten leicht verletzt.
11.01.: Das Amtsgericht Bernau verurteilt einen 26jährigen Berliner
wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte
zu acht Monaten Haft und einer Geldbuße. Er hatte am 27.6.1998 einen
nigerianischen Asylbewerber getreten und beleidigt.
14.01.: Das Berliner Landgericht verurteilt einen Arzt wegen Kinderpornografie
im Internet zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung.
15.01.: Nach Berichten der Hamburger Staatsanwaltschaft wird gegen
fünf Polizeibeamte der Wache 16 sowie gegen drei Beamte der Davidswache
auf St. Pauli Anklage wegen Körperverletzung im Amt und Freiheitsberaubung
vorbereitet. Sie sollen am 14.11.1997 einen Afrikaner schwer mißhandelt
haben.
17.01.: Nach Berichten der Gauck-Behörde konnten vier Magnetbänder
aus der Ex-Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) entschlüsselt
werden. Mit dem Material sollen Daten von über 4.500 Westagenten
einsehbar sein.
18.01.: Die Überlebenden der Lübecker Brandkatastrophe
in einem Flüchtlingsheim 1996 erhalten dauerhaftes Bleiberecht.
Nach einem Beschluß des BGH sind staatsanwaltliche Abhörmaßnahmen
künftig nur noch innerhalb von drei Monaten nach der richterlichen
Anordnung zulässig. (Az.: 3 StR 181/98)
19.01.: Sechs Jahre nach dem Brandanschlag von Solingen wird in Wuppertal
die Beweisaufnahme in einem Schadensersatzprozeß gegen die Brandstifter
aufgenommen.
26.01.: Die beiden Fahrer des Wagens, die am 30.7.1998 22 illegal
eingereiste Flüchtlinge beförderten, werden von der Jugendkammer
des Landgerichts Chemnitz wegen fahrlässiger Tötung, der Einschleusung
von Ausländern sowie des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr
zu jeweils vier Jahren Haft verurteilt. Auf der Flucht vor dem BGS war
der Bus mit den Flüchtlingen verunglückt, wobei sieben Menschen
ums Leben kamen.
27.01.: Die "Konvention zur Bekämpfung der Korruption" wird
in Straßburg von 20 der 40 Mitgliedstaaten des Europarats, darunter
Deutschland, unterzeichnet.
28.01.: Ein Sondereinsatzkommando nimmt in Mainz einen der berüchtigtsten
Paten der sizilianischen Cosa Nostra fest.
29.01.: Generalbundesanwalt Nehm zieht die Anklage gegen den Kaufmann
Hans Joachim R. wegen Wirtschaftsspionage vor dem Oberlandesgericht Stuttgart
zurück. Der Mann soll dem syrischen Militärgeheimdienst zwischen
1992 und 1994 Informationen über den Zugang zu Ausrüstungsgegenständen
der C-Waffenproduktion verschafft haben.
30.01.: Am Rande einer Demonstration der "Jungen Nationaldemokraten"
nimmt die Polizei in Kiel 59 Menschen fest; linke Gruppen hatten den Demonstranten
den Weg versperrt. Die Veranstaltung am 66. Jahrestag der nationalsozialistischen
Machtübernahme in Kiel richtete sich gegen die Wehrmachtsausstellung
in Hamburg.
Februar 1999
01.02.: Nach einem Bericht der Drogenbeauftragten Christa Nickels
(Bündnis 90/Die Grünen) starben 1998 in der Bundesrepublik 1.674
Menschen in Folge des Konsums illegaler Drogen. Dies bedeutet einen Anstieg
von 11,5% gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Erstkonsumenten stieg
um 1,7% auf 20.943.
Die Eltern des in Bad Kleinen ums Leben gekommenen Wolfgang Grams verzichten
auf ein Revisionsverfahren im Streit um dessen Todesumstände. Damit
wird ein Urteil vom September 1998 rechtskräftig. Mit der Klage hatten
sie den Staat zur Erstattung der Beerdigungskosten verpflichten wollen.
09.02.: Das Landesverfassungsgericht in Nordrhein-Westfalen erklärt
die von Ministerpräsident Clement (SPD) vollzogene Fusion von Innen-
und Justizministerium für rechtswidrig. Die Richter geben einer Klage
der CDU statt, da die Fusion die Rechte des Landtags verletze.
10.02.: Der Hohe Flüchtlingskommissar der vereinten Nationen
(UNHCR) teilt in Bonn einen Anstieg der Asylsuchenden in der EU im Jahr
1998 um 19% gegenüber dem Vorjahr mit. In den 15 EU-Mitgliedstaaten
wurden 299.000 Asylsuchende neu registriert.
Nach Angaben des Präsidenten des Landeskriminalamtes (LKA) in Berlin,
Hans-Ulrich Voss, ist die Zahl der Telefonüberwachungen in Berlin
in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Während 1990 7 Anschlüsse
abgehört worden waren, lag die Zahl 1997 bei 537.
13.02.: In Guben wird ein 28jähriger Algerier von 15 rechtsradikalen
Jugendlichen zu Tode gehetzt. Bei dem Versuch, sich vor seinen Verfolgern
zu retten, tritt der Asylsuchende eine Glasscheibe ein und verblutet.
10 Jugendliche werden festgenommen.
14.02.: Offenbar wegen massiver sexueller Belästigung durch
ihre Kollegen und Vorgesetzten erschießt sich eine 22jährige
Polizistin in München.
15.02.: In Hamburg wird auf den Dienstwagen des Innensenators Hartmut
Wrocklage (SPD) ein Brandanschlag verübt.
18.02.: Elf Jahre nach der Schlecker-Erpressung beginnt der Prozeß
gegen die drei geständigen Täter in Ulm.
Das Verfahren gegen die Entführer des 20jährigen Matthias Hintze
wegen "erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge" beginnt vor dem Potsdamer
Landgericht. Die beiden Angeklagten sollen Hintze im September 1997 entführt
und in einem Erdloch versteckt haben, in dem er erstickt war. Sie werden
auch der Entführung eines in Berlin lebenden Russen beschuldigt,
der verschollen ist.
Nach Berichten des niedersächsischen LKA wurden in der Bremer Stadtbibliothek
im August 1995 die Daten von mehr als einer Million Ausleihvorgängen
beschlagnahmt. Damit wollte man Attentätern auf die Spur kommen,
deren Bekennerschreiben womöglich aus einem Buch über den Befreiungskampf
in der Westsahara entnommen worden war.
24.02.: Nach einem Beschluß des BGH kann die Durchsuchung privat
angemieteter Büroräume eines freien Journalisten im Notfall
auch ohne richterliche Anordnung erfolgen. Die Klage eines Mitarbeiters
der TAZ gegen die Beschlagnahme von Material in dessen Büroräumen,
wird zurückgewiesen. (Az.: StB 14/98)
25.02.: Nach einer Jahresstatistik des BGS wurden im vergangenen
Jahr 3.162 Personen festgenommen, die 12.533 Menschen "illegal" nach Deutschland
einschleusen wollten. Im vergangenen Jahr waren 2.023 Schleuser gefaßt
worden. Es wurden insgesamt 40.201 Menschen aufgegriffen, die unerlaubt
nach Deutschland einreisten. Dies waren 14% mehr als im Vorjahr.
27.02.: An der deutsch-polnischen Grenze in Frankfurt (Oder) findet
der Zoll im doppelten Boden eines türkischen LKW 316 Kilogramm Heroin
im Marktwert von 25 Mio. DM. Dies ist bislang der größte Heroin-Fund
in Deutschland.
Julia Gräßer studiert Erziehungswissenschaft an der FU Berlin.
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