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Die Literatur zu den Polizeien des Bundes ist insgesamt spärlich.
Nach wie vor gibt es keine halbwegs umfassende Darstellung von Bundeskriminalamt
oder Bundesgrenzschutz, die nicht von Polizisten oder im Auftrag der Polizeien
verfaßt worden ist. Wer sich über die zentralen deutschen Polizeibehörden
informieren will, ist deshalb auf Polizei- und polizeinahe Quellen angewiesen.
Die wichtigsten werden im folgenden aufgelistet.
Bundeskriminalamt
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Bundeskriminalamt (Hg.): Festschrift für Horst Herold zum 75. Geburtstag,
Wiesbaden 1998, 651 S.
Dieser Band, in dem das BKA seinen wohl einflußreichsten Präsidenten
ehrt, enthält eine umfassende Bestandsaufnahme der Tätigkeiten
und Perspektiven des Amtes. Die Beiträge reichen von der Auswertungs-Arbeit
bis zur Kriminaltechnik, von den rechtlichen Grundlagen des Amtes bis zum
Staatsschutz: Eine aktuelle Selbstbeschreibung des Amtes - leider nicht
mehr.
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Schenk, Dieter: Der Chef. Horst Herold und das BKA, Hamburg 1998
Die Herold-Biographie (s. CILIP 59, S. 97f.) vermittelt einen anschaulichen
Eindruck über die Entwicklung der Behörde in den 70er Jahren.
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Zachert, Hans-Ludwig (Hg.): 40 Jahre Bundeskriminalamt, Stuttgart, München,
Hannover, Berlin 1991
Vergleichbar mit der Herold-Festschrift spiegelt sich die Arbeit des
Amtes in diesem Sammelband, in dem ebenfalls nur AutorInnen des Hauses
zu Wort kommen.
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Albrecht, Horst: Im Dienst der Inneren Sicherheit. Die Geschichte des
Bundeskriminalamtes, Wiesbaden 1988
Mergen, Armand: Die BKA-Story, München, Berlin 1987
Ahlf, Ernst-Heinrich: Das Bundeskriminalamt als Zentralstelle (BKA-Forschungsreihe,
Sonderband), Wiesbaden 1985
Das Buch von Albrecht stellt die quasi offizielle Geschichtsschreibung
des BKA dar. In Mergens BKA-Geschichte wird die Anfangsphase des Amtes
ausführlich geschildert. Die Arbeit von Ahlf beschränkt sich
im wesentlichen auf juristische Aspekte.
Bundesgrenzschutz
Die im BKA so beliebten Selbstdarstellungen haben sich im Bundesgrenzschutz
noch nicht durchgesetzt. Wer sich seiner Entwicklung und seinen Tätigkeiten
widmen will, ist auf verstreute Quellen angewiesen.
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Semerak, Arved F.: Entstehung und Entwicklung des Bundesgrenzschutzes
bis zum Einsatz in Mogadischu, in: Nitschke, Peter (Hg.): Die Deutsche
Polizei und ihre Geschichte (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft
für Polizeigeschichte e.V., Bd. 2), Hilden 1996, S. 258-274
Eine unkritische Darstellung der ersten beiden Jahrzehnte der BGS-Geschichte.
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Kessow, Peter-Michael: Bahnpolizeiliche Aufgaben des Bundesgrenzschutzes.
Organisation - Zuständigkeiten - Einsatz,Stuttgart, München,
Hannover, Berlin, Weimar, Dresden 1997 (Richard Boorberg Verlag), 271 S.,
DM 45,-
Der Band erläutert das neue bahnpolizeiliche Aufgabenspektrum
des BGS aus juristischer und polizeipraktischer Sicht; in der Einleitung
wird die Geschichte der Bahnpolizei kurz dargestellt.
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Bundesgrenzschutz, in: Bürgerrechte & Polizei/CILIP 47 (1/94),
S. 4-58 (Schwerpunktthema)
In unserem Schwerpunktheft haben wir Entwicklung und Tätigkeiten
des BGS in mehreren Artikeln dargestellt. Immer noch lesenswert.
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Froese, Kerstin; Scholzen, Reinhard: GSG 9. Innenansichten eines Spezialverbandes
des Bundesgrenzschutzes, Stuttgart 1997
Obwohl es sich um einen unkritischen Bild- und Jubelband handelt, liefert
dieses Buch viele Informationen über die berühmteste Spezialeinzeit
der deutschen Polizeien.
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Richter, Dieter; Dreher, Udo: Fahndungskonzept Schiene: Zugkontrollen
im Rahmen der Schleierfahndung, in: Die Polizei 89. Jg., 1998, H. 10, S.
277-308
Kessler, Georg: Verkehrsunfallbekämpfung und Kriminalitätskontrolle
durch den Bundesgrenzschutz bei der Kontrolle des grenzüberschreitenden
Verkehrs, in: Schriftenreihe der Polizei-Führungsakademie 1998, Nr.
2, S. 93-131
Hofmann, Walter: Gemeinsame Arbeitsgruppe Intensivtäter, in:
Hessische Polizeirundschau (hpr) 25. Jg., 1998, Nr. 5, S. 14-18
Über die Tätigkeiten des BGS geben diese drei exemplarisch
aus Polizeizeitschriften ausgewählten Beiträge Auskunft: verdachtsunabhängige
Kontrolle als Bahnpolizei, Kriminalitätskontrolle als Grenzpolizei
und Verbrechensbekämpfung als Ausländerpolizei.
Zoll
Der Zoll führt in der öffentlichen - und bis vor kurzem auch
in der polizeilichen - Wahrnehmung ein Schattendasein. Über seine
polizeilichen Tätigkeiten ist nur wenig veröffentlicht.
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Riegel, Reinhard: Kleine Kunde des polizeilichen Zollbereichs, in: Polizei
- heute 27. Jg., 1998, H. 5, S. 184f., H. 6, S. 220, 28. Jg., 1999, H.
1, S. 20 und H. 2, S. 77 (wird fortgesetzt)
Die Kleine Kunde gibt einen informativen und aktuellen Überblick
über die polizeiliche Bedeutung des Zolls.
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Wamers, Paul: Zoll und Zollfahndung, in: Der Kriminalist 20. Jg., 1988,
H. 4, S. 153-156
Wamers, Paul: Das Zollkriminalamt. Stellung, Konsequenzen und Ausblick,
in: Der Deutsche Zollbeamte (ddz) 47. Jg., 1994, Nr. 4, S. F 37-F 39 u.
Nr. 5, S. F 47f., F 53
Wamers, Paul: Gemeinsame Ermittlungsgruppen Rauschgift von Zoll
und Polizei in der Bundesrepublik Deutschland, in: Der Kriminalist 24.
Jg., 1992, H. 12, S. 542-544
Der Vizepräsident des Zollkriminalamtes stellt in diesen Beiträgen
die Rolle des Zolls in der Kriminalitätsbekämpfung dar.
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Keller, Peter; Fröhlich, Harald: Die OCTOPUS COORDINATION UNIT,
in: Der Kriminalist 26. Jg., 1994, H. 3, S. 139-145
Der Octopus-Bericht schildert exemplarisch, die internationale Zusammenarbeit
von Zoll- und Polizeibehörden.
(sämtlich: Norbert Pütter)
Sonstige Neuerscheinungen
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Benfer, Jost: Eingriffsrechte. Voraussetzungen und Grenzen präventiver
und repressiver Rechtseingriffe durch Polizei und Staatsanwaltschaft, München
1997 (C.H. Beck), 303 S., DM 68,-
Unter welchen Voraussetzungen darf die Polizei jemanden in Gewahrsam
nehmen, wann darf sie einen Platzverweis aussprechen oder einen Verdeckten
Ermittler einsetzen? Antworten auf diese und weitere Fragen finden sich
knapp aber dennoch ausreichend, zudem prägnant formuliert und mit
Beispielen ausgestaltet in diesem Band. In vierzehn Kapiteln gelingt es
dem Autor, einen Überblick über das gesamte Repertoire polizeilicher
bzw. staatsanwaltschaftlicher Eingriffe in die verfassungsmäßig
garantierten Rechte von BürgerInnen zu geben. Angefangen mit der Generalklausel
über die Identitätsfeststellung bis hin zur Überwachung
des nichtöffentlich gesprochenen Wortes und der Anwendung unmittelbaren
Zwangs erläutert Benfer die Eingriffe auf polizeirechtlicher (PolG
Brandenburg, Nordrhein-Westfalen) und strafprozessualer Grundlage. Rechtsdogmatische
Ansätze und höchstrichterliche Rechtsprechung werden ebenso einbezogen
wie andere/abweichende Meinungen bei streitigen Fragen. Insgesamt ein lohnendes
Handbuch für einen schnellen Einstieg in die Thematik - nicht zuletzt
dank der übersichtlichen Gestaltung und des Stichwortverzeichnisses.
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Braasch, Hans-Joachim; Köhn, Klaus; Kommoß, Klaus; Winkelmann,
Otto-H.: Der Gesetzesungehorsam der Justiz. Eine kriminologische Untersuchung
zur Problematik von Verfahrenserledigungen im Verhältnis Polizei/Justiz
und ihre Auswirkungen auf kriminal- und gesellschaftspolitische Prozesse,
Lübeck, Berlin, Essen, Wiesbaden 1997(Schmidt-Römhild), 200 S.,
DM 27,50
Ist es kriminalpolitisch überhaupt noch gewollt, daß Unrecht
als solches benannt und geahndet wird, oder sind nicht vielmehr eindeutige
Indikatoren dafür vorhanden (...), daß der Rechtsstaat Stück
für Stück auf sein Gewaltmonopol verzichtet? (S. 11) Diese Frage
bewegt die Autoren, vier Kriminalbeamte; sie soll in der vom Bund Deutscher
Kriminalbeamter (BDK) herausgegebenen kriminologischen Untersuchung geklärt
werden. Die Autoren gehen dabei von der These aus, daß in der Bundesrepublik
dem allgemeinen Freiheitsgedanken zu viel und andererseits dem Recht
und seiner konsequenten Umsetzung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden
(S. 11). Um diese Behauptung zu belegen, untersuchen sie auf der einen
Seite die rechtlichen Vorgaben zur Verfahrenserledigung und auf der anderen
Seite die Erledigungspraxis anhand von Literaturstudien und eigenen Erhebungen.
In den beiden abschließenden Kapitel werden Auswirkungen der Verfahrenspraxis
und Gesellschaftspolitische Vorschläge/Forderungen genannt.
Würde man den Hauptteil, der das Buch zu einer wissenschaftlichen
Untersuchung machen soll, weglassen, hätte man das, was es eigentlich
ist: eine polemische Kampfschrift des BDK. Unerträglich liest sich
bereits die Einführung, die zeigt, wessen Geistes Kind die Autoren
sind: Welches Ausmaß an Individualfreiheiten ist für eine notwendige
und wirksame Verbrechensbekämpfung durch Judikative und Exekutive
noch rechtsstaatlich verträglich?, fragen sie dort (S. 17). Die Frage
müßte wohl anders herum lauten, denn nicht Verbrechensbekämpfung
ist ein Grundrecht! Das aber, so ist im Forderungsteil zu lesen, soll nach
Ansicht der Autoren geändert werden, indem Kriminalitätsbekämpfung
als Staatsziel im Grundgesetz verankert wird (S. 149).
Die weiteren Forderungen (des BDK) sind bekannt und hätten nicht einer
pseudowissenschaftlichen Untermauerung bedurft: Mindeststrafen sollen heraufgesetzt,
Vergehen zu Verbrechen heraufgestuft werden; da die liberale Urteilspraxis
den nach geltendem Recht möglichen Strafrahmen kaum oder gar nicht
ausschöpfe, sei eine Strafrahmenerhöhung nicht ausreichend (vgl.
S. 17). Schließlich fordern sie Sanktionsbefugnisse für die
Polizei (Strafgeld bei erstmaligem Ladendiebstahl, Schwarzfahren) (S. 152)
und die Einführung eines Verfehlungsverfahrens für Fälle,
in denen ein Urteil oder Strafbefehl unangemessen wären (S. 154f.).
Allein die Forderung nach einer verbesserten Stellung von Kriminalitätsopfern
im Strafverfahren und Berücksichtigung von Opferinteressen (S. 155)
macht Sinn.
Insgesamt ist das Buch wenig überzeugend und als kriminologische Studie
wertlos.
(beide: Martina Kant)
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Norris, Clive; Moran, Jade; Armstrong, Gary (Eds.): Surveillance, Closed
Circuit Television and Social Control, Aldershot 1998 (Ashgate), 287 S.,
£ 39.95
Großbritannien ist bekanntlich der Staat, in dem die präventivpolizeiliche
Überwachung öffentlicher Straßen und Plätze mit Videokameras
am weitesten fortgeschritten ist. Mittlerweile gibt es auf der britischen
Insel kaum noch eine Stadt, die nicht in irgendeiner Form ein Videoüberwachungsprogramm
für kriminalpräventive bzw. ordnungspolizeiliche Zwecke betreibt.
Auch in der Bundesrepublik mehren sich in den letzten Jahren die Initiativen,
dieses Kontrollmittel auch hier im öffentlichen Bereich stärker
einzusetzen und dauerhaft zu präventivpolizeilichen Zwecken
zu installieren (siehe z.B. den polizeilichen Pilotversuch in Leipzig).
Insofern lohnt sich, wenn man die Diskussion informiert führen will,
ein genauerer Blick auf die Erfahrungen, die auf der Insel mit der neuen
videogestützten Sicherheitsstrategie bisher gemacht worden sind -
der vorliegende Sammelband bietet dafür eine erstklassige Grundlage.
Der Band geht auf eine Konferenz an der Universität Hull im Juli 1996
zurück, auf der Experten zusammenkamen, die sich empirisch-kritisch
mit der Praxis und den Konsequenzen der Videoüberwachung in ihrem
Land beschäftigt hatten. Diese Tagung ist insofern bemerkenswert,
als daß die nahezu flächendeckende Einführung von Videoüberwachung
in der britischen Öffentlichkeit mehr oder weniger unhinterfragt als
effizientes kriminalpräventives Mittel akzeptiert worden ist. Die
im Band versammelten Beiträge stellen diesen Erfolg der Videoüberwachung
jedoch nachhaltig und mit guten Argumenten in Frage und deuten vielmehr
auf einen Mythos der Sicherheit durch Überwachung hin, der sich
auf Kosten von Bürgerrechten und sozialpolitischen Interventionen
genährt hat.
Die 16 Beiträge von VerfasserInnen verschiedener akademischer Disziplinen
sind um fünf Zentralthemen organisiert: Theorie der Videoüberwachung
insbesondere in bezug auf den Strukturwandel öffentlichen Raums; Videoüberwachung
in konkreten sozialen Kontexten (Geschäfte, Fußballstadien);
Fragen der präventiven Effektivität und Evaluation; soziale Akzeptanz
und rechtliche Regulierung; Aussichten auf die weitere Entwicklung. Es
fehlt hier der Platz, auf jeden der Beiträge ausführlicher einzugehen
- zwar gibt es zwischen ihnen thematische Überschneidungen und argumentative
Redundanzen, aber jeder für sich ist lesenswert und erst in der Gesamtheit
der diversen Perspektiven wird unübersehbar klar, welche komplexen
sozialen Vorgänge und nachhaltigen Folgen mit der Anwendung einer
unscheinbaren und vermeintlich unproblematischen polizeilichen Kontrolltechnik
verbunden sind. Besonders hingewiesen sei an dieser Stelle jedoch für
die an theoretischen Zusammenhängen Interessierten auf die von zwei
der Herausgeber verfaßte Einleitung sowie die Beiträge von McCahill
und Bannister et al. Letztere interpretieren aus der Sicht der politischen
Geographie Videoüberwachung im Kontext des Prozesses der Urbanisierung:
die Stadt ist der Sozialraum, in dem sich die Fremden begegnen und ihre
Differenz produktiv werden lassen; Videoüberwachung werde aber dazu
instrumentalisiert, den Raum für partikular-konforme Interessen und
konsumorientierte Lebensweisen einseitig zu kolonisieren. Aus einem ähnlichen
Blickwinkel untersucht Graham den Prozeß der Normalisierung öffentlicher
Videoüberwachung, hebt jedoch hervor, daß es sich um eine vielschichtige
Kontrollform handele, deren Wirkungen je nach sozialem Kontext unterschiedlich
ausfallen und zu interpretieren seien. Interessant ist in diesem Zusammenhang
der Essay von Armstrong und Giulianotti über die polizeilichen Strategien
zur Bekämpfung der Hooligans und die Rolle der Videoüberwachung
in und außerhalb von Stadien. Für die Umsicht der Organisatoren
und Herausgeber spricht auch die Aufnahme des Beitrags von Brown, die über
die geschlechtsspezifischen Konnotationen von Videoüberwachung und
Sicherheit im öffentlichen Raum schreibt. Die Beiträge von Ditton,
Tilley und Skinns sind für diejenigen von erheblichem Gebrauchswert,
die sich mit den statistischen Zahlen auseinandersetzen wollen, die hinsichtlich
der Effektivität und der Akzeptanz von den Befürwortern von mehr
Videoüberwachung im öffentlichen Raum ins Spiel gebracht werden.
Insgesamt bietet der Sammelband eine Fülle von Daten und Materialien
zur Praxis von Videoüberwachung in Großbritannien und bereitet
sie in bester kritisch-aufklärerischer Tradition auf. Obwohl hier
ausschließlich auf der Basis der britischen Erfahrungen verhandelt
worden ist, stellt das Buch eine hervorragende Grundlage zur Vorbereitung
auf die Diskussion um die Ausbreitung von Videoüberwachung dar, die
mit großen Schritten und mit Verweisen auf den britischen Erfolg
auf uns zukommt.
(Detlef Nogala)
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Albrecht, Hans-Jörg u.a.: Organisierte Kriminalität und Verfassungsstaat
(Rechtsstaat in der Bewährung, Bd. 33), Heidelberg 1998 (C.F. Müller
Verlag), 222 S., DM 98,-
Der Band versammelt die Referate und Diskussionen der 1997er Jahrestagung
der Deutschen Sektion der Internationalen Juristenkommission. Neben Beiträgen
über organisierte Kriminalität (OK) und deren Bekämpfung
(vor allem) durch den Gesetzgeber in der Türkei, Polen und den baltischen
Staaten sowie der Bedeutung von EUROPOL für die europäische OK-Bekämpfung,
gilt der Schwerpunkt des Buches der Situation in der Bundesrepublik: Der
damalige Bundesinnenminister Kanther malt das bekannte Bedrohungsszenario,
und der hessische Oberstaatsanwalt Schaefer betont die Bedeutung von Geldwäsche-
und Korruptionsbekämpfung. F. Dencker verweist in kritischer Intention
aus juristischer Sicht auf die in den letzten Jahren gewachsenen Befugnisse
der Sicherheitsbehörden. Da hier Eingriffsrechte geschaffen wurden,
die man früher für schlechthin undenkbar hielt (S. 55), muß
nach Ansicht von Dencker über die Fragen der Begrenzung, der Verhältnismäßigkeit
und Kontrolle der neuen Methoden nachgedacht werden. Wie sehr eine solch
moderate Kritik mißverstanden werden kann, zeigt das Vorwort des
Bandes, demzufolge sich die erweiterten Befugnisse nur rechtfertigen ließen,
wenn sie zur Verhütung zukünftiger Taten beitrügen! Ohne
sichtbare Folgen für die anderen Beiträge und die anschließend
dokumentierten Diskussionen der Tagung blieb offenkundig der Einleitungsbeitrag
von H.-J. Albrecht. Anhand der internationalen OK-Literatur plädiert
er erneut dafür, auf den Begriff organisierte Kriminalität
zu verzichten und sich statt dessen der detaillierten Analyse jener sehr
unterschiedlichen Phänomene zu widmen, die Organisierter Kriminalität
darstellen sollen.
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Die Tageszeitung: Das runde Dutzend. 12 Jahre taz auf CD-ROM, Berlin
1998, DM 350,-
Die Doppel-CD-ROM enthält die Ausgaben der taz vom 2.9.1986 bis
zum 31.8.1998. Rund 550.000 Artikel aus taz und Le Monde Diplomatique stehen
im Volltext zur Verfügung. (Zur Entspannung sind zudem mehr als 1.000
in der taz erschienene TOM-Comics gespeichert.) Lediglich für einige
kleinere, im Beiheft aufgeführte Zeiträume sind nur die Überschriften
erfaßt. Die PC- und Mac-taugliche Datenbank ermöglicht ein breites
Spektrum von Suchstrategien. AutorInnen-, Datums- oder Ressort-Recherchen
sind ebenso möglich wie die Volltextrecherche nach einzelnen Wörtern.
Die Suchbegriffe können mit logischen Operatoren verknüpft oder
mit Trunkierungen versehen werden. Recherche-Ergebnisse können in
der Übersicht und als Volltext dargestellt werden. Zur schnellen Orientierung
werden die Suchbegriffe in den Recherchen invers dargestellt. Die BenutzerInnen-Oberfläche
ist übersichtlich gestaltet; das Programm kann intuitiv bedient werden.
In Zweifelsfällen gibt das Beiheft gut verständliche Hinweise.
Kleine Proberecherchen belegen den praktischen Wert des runden Dutzends:
In den 12 Jahren erschienen knapp 33.000 taz-Artikel, in denen das Wort
Polizei auftauchte. Die Suche nach TREVI ergab auf der ersten CD-ROM
37 Treffer, auf der zweiten 10 (davon galten allerdings 7 dem römischen
Brunnen). Die kurzfristig berühmt-berüchtigte Sondereinheit der
Berliner Polizei EbLT brachte es immerhin auf 102 Einträge auf der
ersten CD-ROM. Diese wenigen Beispiele zeigen, daß die CD-ROM-taz
den Satz widerlegt, demzufolge nichts so alt sei wie die Zeitung von gestern.
Denn die taz der letzten zwölf Jahre ist eine wertvolle, schnell und
leicht erschließbare Quelle für jeden, der oder die an der jüngsten
Vergangenheit interessiert ist. Auch wer ohne spezifisches Interesse in
der taz stöbert, wird neben den Informationen auch den hohen Unterhaltungswert
zu schätzen wissen, der sich durch überraschende Funde einstellt.
(beide: Norbert Pütter) |