"Am 29. Januar 2008
beteiligten sich etwa 400 Personen an der Kundgebung ‚Sicherheit
kostet Freiheit‘ gegen den 11. Europäischen Polizeikongress
in Berlin. Dazu hatte ein breites Bündnis, dem auch Linksextremisten
unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung angehörten ...
mobilisiert." So steht es im Bericht des Bundesamtes für
Verfassungsschutz (BfV) von 2009 auf Seite 194. Der Autor dieser
Zeilen hatte ebenfalls für diese Demonstration, nach BfV-Lesart
ein "herausragendes Ereignis", geworben. Ob er nun zu
den "Linksextremisten" zählt oder sich bloß des Kontaktes
mit ihnen schuldig gemacht hat, bleibt den Bewertungskünsten
des Amtes überlassen.
Sicher ist
jedoch, dass der jährliche
"Polizeikongress" ein durchaus
merkwürdiges Ereignis ist. Organisiert wird er durch einen
privaten Verlag ("Behördenspiegel").
Seine Podien sind paritätisch besetzt durch PolitikerInnen,
PolizistInnen und RepräsentantInnen der Sicherheitsindustrie.
Unternehmen dieser Branche sind seine Sponsoren und stellen dort
ihre Produkte aus, weshalb der Anlass in manchen Veranstaltungskalendern
zu Recht als "Messe" firmiert.
Diese Mischung aus wirtschaftlichen
Interessen und staatlicher Politik, der neue Sicherheitsindustrielle
Komplex, ist Gegenstand dieses Heftes. Die Spirale der technischen
Aufrüstung dreht sich auch im Bereich der zivilen Sicherheit.
Bewegt wird sie von der ständig neu produzierten Drohkulisse
terroristischer Anschläge und anderer Katastrophen, die es
angeblich erfordert, sich auf den neuen "Ernstfall" vorzubereiten
und die dafür nötige wissenschaftlich-technische und industrielle
Grundlage zu schaffen.
***
Derzeit bereitet die Bundesregierung
ein Gesetz vor, mit dem sie auf die angeblich wachsende Gewalt gegen
PolizistInnen reagieren will. Unsere nächste Ausgabe wird sich
aus diesem Anlass in doppelter Weise mit dem Thema "Gewalt"
befassen – der gegen die Polizei gerichteten und der von ihr ausgeübten.
(Heiner Busch)
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