Als diese Zeitschrift Ende der 70er Jahre gegründet wurde, war
ein Teil ihrer Redakteure in der "Arbeitsgemeinschaft Bürger
beobachten die Polizei" in Westberlin engagiert. Der Verein
betrieb eine allwöchentliche Beratung für Opfer alltäglicher Polizeiübergriffe
und publizierte das, was sie erlebt hatten: willkürliche Kontrollen,
Schläge, die immer wiederkehrende Erfahrung, dass Polizeibeamte
auf Anzeigen mit Gegenanzeigen reagierten, etc. "Unsere Polizei
wird bereits genügend kontrolliert", lautete damals die Antwort
der Polizeiführung und der Polizeigewerkschaften. Der unerhörte
Auftritt der Arbeitsgemeinschaft brachte ihren Mitgliedern überdies
eine Akte beim Landesamt für Verfassungsschutz ein.
Mehr als drei Jahrzehnte sind vergangen und wir schlagen uns
immer noch mit denselben Forderungen herum: Die Kennzeichnung von
PolizistInnen konnte erst jüngst in zwei Bundesländern – Berlin
und Brandenburg – durchgesetzt werden, ein minimaler Erfolg. Die
Einrichtung unabhängiger Beschwerdestellen ist hierzulande weiterhin
Zukunftsmusik. Die Hamburger Polizeikommission, der einzige deutsche
Versuch in diese Richtung, überlebte nur drei Jahre.
Da hilft nur eines: sich nicht beirren lassen und dran bleiben.
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Damit wären wir auch beim Thema der nächsten Nummer
von Bürgerrechte & Polizei/CILIP, die bereits in Arbeit ist.
Es ist die Hundertste. Die Zeitschrift hat in diesen 33 Jahren mehrfach
ihr äußeres Erscheinungsbild verändert; die ersten Hefte erschienen
noch im A4-Format, "gesetzt" auf einer Schreibmaschine
und dann kopiert. Sie durchlebt(e) diverse finanzielle Krisen. Dass
sie es bis zur Nr. 100 geschafft hat, ist ein kleines Wunder und
Grund genug, eine Bilanz zu ziehen: Wie hat sich ihr Gegenstand,
das staatliche Gewaltmonopol verändert? Was ist aus unseren Analysen
und unseren Ansprüchen geworden?
(Heiner Busch)
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