Bürgerrechte & Polizei/CILIP 60 (2/98) | |
Chronologie | |
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zusammengestellt von Norbert Pütter | |
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März 1998
02.03.: In
Frankfurt am Main beginnt der Prozeß gegen sieben Angeklagte, denen
unweltgefährdende Abfallbeseitigung, Betrug und Steuerhinterziehung
vorgeworfen wird. Es ist das erste Verfahren, in dem sich Täter aus dem
Bereich der Umweltkriminalität wegen
Bildung einer kriminellen Vereinigung
verantworten müssen.
04.03.: Der
Drogenbeauftragte Hannovers teilt mit, daß die Städte Frankfurt am
Main, Karlsruhe, Köln und Hannover bei der Bundesregierung einen
Modellversuch
zur kontrollierten Heroinabgabe
an Süchtige beantragen wollen.
05.03.: Der
Bundesgerichtshof spricht drei ehemalige Stasi-Offiziere vom Vorwurf der
versuchten Strafvereitelung frei. Die Angeklagten waren in den 80er Jahren an
der Einbürgerung steckbrieflich gesuchter
RAF-Angehöriger
in die DDR
beteiligt.
Der
Bundestag beschließt den Vorschlag des Vermittlungsausschusses zum
Großen
Lauschangriff.
Am 6.3. stimmt auch der Bundesrat zu.
09.03.: Das
Amtsgericht München verurteilt einen Polizisten zu einer einjährigen
Bewährungsstrafe und 6.000 DM Geldstrafe wegen
Körperverletzung
im Amt
.
Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der Beamte während einer
Demonstration dem Bundestagsabgeordneten Gerald Häfner (Bündnis 90/
DIE GRÜNEN) den Daumen ausgerenkt hatte. Die Verteidigung des Polizisten
kündigt Berufung an.
10.03.: Die
SPD-regierten Bundesländer erlassen einen vorläufigen
Abschiebestopp
für Flüchtlinge aus dem Kosovo
. 11.03.: In
Dresden wird bekannt, daß Anfang März ein Beamter des
Bundesgrenzschutzes (BGS) wegen des
Verdachts
des gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern
verhaftet wurde. Der Mann soll u.a. Informationen über günstige
Grenzübertrittsmöglichkeiten an tschechische Schleuser weitergegeben
haben.
Nach
Angaben des Bundeskriminalamtes wurden 1997 26 Brandanschläge auf
Unterkünfte von Asylsuchenden und Ausländern verübt, bei denen
ein fremdenfeindlicher Hintergrund vermutet wurde. Am 19.4. gibt das
Bundeskriminalamt bekannt, daß 1997 11.720
Delikte mit rechtsextremistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund
von
den Polizeien in der Bundesrepublik registriert wurden. 1996 waren rund 3.000
Delikte weniger gezählt worden.
Dem
Drogenbericht der Bundesregierung zufolge wurden 1997
1.501 Drogentote
in der Bundesrepublik gezählt. 1996 waren 1.712 Drogentote registriert
worden.
13.03.: Die
PDS stellt den früheren Chef des Militärischen Abschirmdienstes
Elmar
Schmähling
als Direktkandidaten für einen Berliner Wahlbezirk für die
Bundestagswahl vor. Nachdem bekannt wird, daß die Kölner
Staatsanwaltschaft wegen Betruges gegen ihn ermittelt, zieht Schmähling am
23.3. seine Kandidatur zurück.
14.03.: Durch
ein Aufgebot von insgesamt ca. 4.000 Polizisten werden in Saalfeld
(Thüringen) und in Lübeck befürchtete
Zusammenstöße
von rechten und linken DemonstrantInnen
verhindert. Fast 700 meist linke DemonstrantInnen werden in Polizeigewahrsam
genommen.
16.03.: Der
ehemalige RAF-TerroristPeter-Jürgen Boock
wird nach 17 Jahren aus der Haft entlassen.
17.03.: Nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichte die Zahl der Strafgefangenen in
der Bundesrepublik 1997 einen Höchststand. Zum Stichtag 31.3. saßen
51.600 verurteilte Personen in Haft.
18.03.: Das
Landgericht Berlin hebt ein Urteil des Amtsgerichts Tiergarten gegen die
PDS-Politikerin Angela Marquardt auf. Das Amtsgericht hatte Marquardt zu einer
Geldstrafe verurteilt, weil sie die
Anklageschrift
und ein Anschreiben der Staatsanwaltschaft auf ihrer Homepage veröffentlicht
hatte.
Im
Rahmen eines Ermittlungsverfahrens u.a. wegen Menschenhandel und
Zuhälterei werden im Land Brandenburg und in Berlin
mehrere
Wohn- und Geschäftsräume durchsucht
.
24 Personen werden festgenommen.
Ein
Beschluß des Bundesverfassungsgerichts wird bekannt, demzufolge keine
verfassungsrechtlichen Bedenken gegen den
Einsatz
von Lügendetektoren
bestehen, sofern er zusätzlich zu anderen Beweismitteln zur Feststellung
dringenden Tatverdachts genutzt wird. Am 21.4. veröffentlicht das Gericht
einen Beschluß, der den Anspruch eines Angeklagten auf die Verwendung
eines Lügendetektor-Tests ablehnt.
19.03.: Der
Bundesgerichtshof hebt das Urteil des Frankfurter Oberlandesgerichts gegen das
RAF-Mitglied
Birgit
Hogefeld
wegen des Sprengstoffanschlags auf das Gefängnis in Weiterstadt auf. Die
Urteile wegen anderer Anschläge bleiben von dieser Entscheidung
unberührt. Am 29.6. erkennt das Oberlandesgericht Frankfurt erneut auf
lebenslange Freiheitsstrafe. Am 29.4. hatte das Gericht das Verfahren wegen des
Weiterstadt-Anschlags eingestellt.
Der
vorgezogene
Castor-Transport
in das nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus beginnt. Entlang der
Transportstrecke werden verschiedene Blockaden von der Polizei, teilweise unter
Einsatz von Schlagstöcken und Wasserwerfern, geräumt. In einem 12
Kilometer langen und ca. 600 Meter breiten Transportkorridor unmittelbar vor
dem Zwischenlager besteht ein Demonstrationsverbot. Insgesamt sind 30.000
PolizistInnen zur Sicherung des Transports im Einsatz. Durch den vorgezogenen
Termin konnten nach Angaben von NRW-Innenminister Kniola (SPD) die Kosten
für Polizeischutz um zwei Drittel gesenkt werden. In Ahaus werden rund 400
DemonstrantInnen festgenommen. Das Deutsche Rote Kreuz meldet 66 Verletzte.
Insbesondere die eingesetzten Berliner Polizisten werden wegen ihres brutalen
Vorgehens nicht nur von DemonstrantInnen, sondern auch vom
nordrhein-westfälischen Innenminister kritisiert. Zur Klärung der
Vorwürfe wird eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit der Berliner Polizei
eingesetzt. Am 28.6. kommt diese überein, die Vorwürfe nicht weiter
zu prüfen, da dies dem Ziel, die vertrauensvolle Zusammenarbeit
zwischen beiden Ländern fortzuführen, nicht dienlich sei.
Nachdem im Mai bekannt wird, daß bei Castor-Transporten in der
Vergangenheit erhöhte radioaktive Strahlungen gemessen wurden, stellt die
Bundesregierung den Transport von Brennelementen bis auf weiteres ein.
24.03.: Der
Immunitätsausschuß des Bundestages legt nach mehrjährigen
Beratungen seinen vorläufigen Bericht über die
Stasi-Tätigkeit
des PDS-Politikers Gregor Gysi
vor. Nach Überzeugung der Mehrheit des Ausschusses war Gysi Inoffizieller
Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit. Gysi bestreitet dies. Am 8.4. lehnt das
Bundesverfassungsgericht einen Antrag Gysis ab, mit dem er sich gegen das
Verfahren der Ausschusses zur Wehr setzen wollte. Am 28.5. lehnt das
Bundesverfassungsgericht eine einstweilige Anordnung ab, durch die Gysi die
Veröffentlichung des Berichts der Immunitätsausschusses verhindern
wollte.
Nach
einem Urteil des Bremer Oberverwaltungsgerichts sind die längerfristigen
Aufenthaltsverbote,
die die Bremer Polizei gegen Angehörige der Drogenszene verhängte,
rechtlich zulässig (Az.: 1 BA 27/97) (s. auch den Artikel von Fredrik
Roggan in diesem Heft).
25.03.: Nach
einer Studie der Gauck-Behörde arbeiteten 20.000 bis 30.000
Westdeutsche
als Spitzel für die Staatssicherheit
der DDR. Außerdem habe der DDR-Geheimdienst mehr als 100.000
Telefonanschlüsse im Westen abgehört.
26.03.: Das
Berliner Kammergericht veröffentlicht die
schriftliche
Begründung seines Mykonos-Urteils
.
Darin wird die iranische Regierung nicht nur für das Attentat im Berliner
Restaurant Mykonos, sondern auch für sieben weitere
Anschläge in anderen Staaten verantwortlich gemacht.
27.03.: Der
Bundestag stimmt mit den Stimmen der Koalition dem
Immunitätsprotokoll
für die Europol-Beamten
zu.
28.03.: In
Buenos Aires wird der mutmaßliche
Reemtsma-Enführer
Thomas Drach
von einem Sonderkommando der argentinischen Polizei verhaftet.
April
1998
01.04.: Das
6.
Strafrechtsreformgesetz
tritt in Kraft. Durch das Gesetz werden die Strafandrohungen bei einer Reihe
von Delikten (u.a. Sexualdelikte und Gewaltdelikte) erhöht.
In
Folge des Wegfalls der Grenzkontrollen nach Österreich wird die
Bayerische
Grenzpolizei aufgelöst.
Die ca. 1.200 GrenzpolizistInnen werden zukünftig als Fahnder Reisende
verdachtsunabhängig überprüfen.
Nach einem Urteil des Potsdamer Verwaltungsgerichts
dürfen ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi
Polizisten im Land Brandenburg bleiben. Das Innenministerium kündigt
Berufung gegen das Urteil an.
06.04.: Um
den Mörder der elfjährigen Christina Nytsch zu finden, ruft die
Polizei im Kreis Cloppenburg (Niedersachsen) mehr als 18.000 Männer im
Alter von 18 bis 30 Jahren dazu auf, eine Speichelprobe abzugeben. Am 29.5.
wird aufgrund der
Gen-Analysen
ein Mann festgenommen, der die Tat gesteht. Der Mann war bereits wegen
Sexualdelikten in Haft gewesen. Eine entsprechende Speicherung in den
Polizeidateien war jedoch nicht erfolgt.
In
Düsseldorf erschießt ein
Spezialeinsatzkommando
der Polizei einen Mann, der sich seiner Festnahme mit Waffengewalt entziehen
wollte.
08.04.: Ein
Beschluß des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten wird bekannt, demzufolge das
Vorgehen der
Berliner
Polizei
gegen DemonstrantInnen am 3.10.1997 rechtswidrig war. Die Polizei hatte
TeilnehmerInnen einer genehmigten Demonstration für mehrere Stunden
festgehalten und schließlich am Stadtrand ausgesetzt.
Nach
Angaben der Lübecker Staatsanwaltschaft wurden die Ermittlungen wegen des
Brandanschlags
auf das Asylbewerberheim
vom Januar 1996 wieder aufgenommen. Die neuen Ermittlungen wurden durch ein
später widerrufenes Geständnis eines Jugendlichen aus Mecklenburg
veranlaßt. Am 14.4. geht bei einer Zeitung ein Bekennerschreiben ein, das
sich später als Fälschung herausstellt.
13.04.: Ein
im thüringischen Landeskriminalamt beschäftigter
Polizist
erschießt nach einem privaten Streit einen Mann
,
schießt wenig später auf einen bayerischen Polizisten und nimmt eine
Geisel. Nach mehreren Stunden wird der Amokläufer überwältigt.
14.04.: In
einer Berufungsverhandlung wird ein Berliner Polizist zu einer Geldstrafe von
4.500 DM wegen
gefährlicher
Körperverletzung im Amt
verurteilt. Der Beamte hatte einem Mann, der sich der Blutabnahme widersetzte,
durch Schläge das Nasenbein gebrochen. In der ersten Instanz war der
Polizist zu einer Geldstrafe in Höhe von 7.500 DM verurteilt worden.
17.04.: Gestützt
auf die Errichtungsanordnung des Bundesinnenministers beginnt das
Bundeskriminalamt mit dem Aufbau einer
Gen-Datenbank.
Am 24.6. beschließt der Bundestag das
DNA-Identitätsfeststellungsgesetz, durch das die Gendatei auf eine
gesetzliche Grundlage gestellt werden soll.
In
Sottrum bei Hannover stirbt das
Drogensuchschwein
Luise
im Alter von 13 Jahren.
20.04.: In
einem mehrseitigen Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters gibt die
Rote
Armee Fraktion
ihre Auflösung bekannt. Der Generalbundesanwalt und die Bundesregierung
lehnen die Aufhebung der Anti-Terror-Gesetze ab.
Das
Land Niedersachsen zahlt an einen Supermarkt eine Entschädigung von
165.000 DM. Das Geschäft war während der
Chaos-Tage in Hannover 1995
geplündert worden. Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte zuvor
festgestellt, daß die Polizei das Ausrauben des Geschäftes
hätte verhindern müssen. Das Ermittlungsverfahren gegen drei leitende
Polizeibeamte, die gegen die Plünderungen nicht einschritten, wurde von
der Staatsanwaltschaft eingestellt.
23.04.: Vier
BGS-Beamte
werden in Ghana kurzfristig festgenommen
.
Ihnen wird vorgeworfen, einen Ghanaer bei seiner Abschiebung mißhandelt
zu haben. Am 18.5. weist Bundesinnenminister Kanther (CDU) alle Anschuldigungen
gegen die BGS-Beamten zurück. Nicht der Abgeschobene, sondern die
BGS-Beamten seien von ghanaischen Sicherheitskräften mißhandelt
worden. Am 2.6. wird bekannt, daß der Anwalt des abgeschobenen Ghanaers
gegen fünf Beamte des Bundesgrenzschutzes Strafanzeige wegen
gefährlicher Körperverletzung im Amt und Freiheitsberaubung gestellt
hat.
25.04.: Bei
der
Räumung
von besetzten Häusern
kommt es in Leipzig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Hausbesetzern
und der Polizei. Gegen 15 Personen werden Haftbefehle erlassen.
28.04.: In
Berlin räumt die Polizei ein Haus
,
das am 24.4. besetzt worden war.
29.04.: Der
Münchener Kreisverwaltungsreferent stellt den türkischen Eltern eines
13jährigen Jugendlichen einen
Ausweisungsbescheid
zu. Dem Jugendlichen werden etliche Straftaten zur Last gelegt; da die Eltern
ihre Erziehungspflichten gröblich verletzt hätten, sollen sie bis zum
21.7. gemeinsam mit ihrem Sohn Deutschland verlassen.
Mai
1998
01.05.: Am
Rande einer
NPD-Kundgebung
in Leipzig
kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen TeilnehmerInnen,
GegendemonstrantInnen und der Polizei. Die Polizei setzt mehr als 6.000
BeamtInnen ein; mehr als 100 Personen werden vorläufig festgenommen.
Im
Berliner Bezirk Prenzlauer Berg kommt es nach einer Demonstration zu
schweren Ausschreitungen
.
460 Personen werden festgenommen; 17 PolizistInnen werden verletzt. Vor der
Berliner Stadtgrenze kontrolliert die Polizei Busse mit GegendemonstrantInnen
aus Leipzig; einige werden an der Fahrt in die Innenstadt gehindert.
04.05.: Das
Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilt drei Polizisten wegen
Körperverletzung
im Amt
zu Bewährungsstrafen zwischen 10 Monaten und zwei Jahren. Nach
Überzeugung der Richter hatten die Beamten auf ihrer Wache in Bernau
(Brandenburg) zwischen 1993 und 1994 in 13 Fällen vietnamesische
Zigarettenhändler geschlagen und getreten. Verteidigung und
Staatsanwaltschaft kündigen Revision an.
06.05.: In
Eisenhüttenstadt versuchen 13 Männer aus der
Abschiebehaftanstalt
zu fliehen. Im Rahmen eines Großalarms räumen ca. 100 Polizei- und
Bundesgrenzschutzbeamte das Erdgeschoß der Abschiebehaftanstalt.
07.05.: In
Göttingen werden
fünf
zur linken Szene gerechnete Angeklagte freigesprochen
,
da ihnen die Beteiligung an einer Straßenschlacht zwischen Linken und
Neonazis nicht nachgewiesen werden konnte. Gegen drei Belastungszeugen leitet
die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen uneidlicher Falschaussage ein.
In
Lübeck legt die Staatsanwaltschaft ihren
Abschlußbericht
über den Tod von Uwe Barschel
vor. Beweise für einen Mord konnten bislang nicht gefunden werden.
Das
Landgericht Wiesbaden verurteilt zwei Deutsche wegen Unterstützung der
baskischen Untergrundorganisation ETA
zu Haftstrafen zwischen acht Monaten bzw.zwei Jahren und neun Monaten.
11.05.: Der
niedersächsische Innenminister Glogowski (SPD) teilt mit, daß das
Land Niedersachsen die Kosten von 111 Mio. DM, die der Polizeieinsatz beim
Castor-Transport
im Frühjahr 1997 kostete, allein tragen muß.
12.05.: Es
wird bekannt, daß die Staatsanwaltschaft Potsdam
Ermittlungen
gegen 39 mutmaßliche Rechtsextremisten
wegen
Bildung einer kriminellen Vereinigung führt.
Im
Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Antifa-Mitglieder aus Passau werden auf
Anordnung des Amtsgerichts München
36
Wohnungen in acht Städten durchsucht
.
U.a. wird den 28 Männern und Frauen die Mitgliedschaft in einer
kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Erstmals
wird einem rechtskräftig abgelehnten Asylbewerber die
Wiedereinreise in die Bundesrepublik gestattet
.
Der Mann war im Januar aus Niedersachsen in die Türkei abgeschoben und
dort mehrfach gefoltert worden.
15.05.: Aktion
Courage SOS Rassismus veröffentlicht eine Zusammenstellung
von
45
bislang unbekannten Übergriffen von Polizeibeamten
auf Ausländer, die sich im Jahr 1997 ereigneten.
18.05.: Die
Daten aus dem
Lagebild
Organisierte Kriminalität
des Bundeskriminalamtes werden bekannt. Nach dieser Zusammenstellung sind fast
alle Daten rückläufig.
19.05.: Nach
einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts muß die
Zwangsoperation
eines vermutlichen Drogendealers
erneut gerichtlich untersucht werden. Der Mann war im Juni 1996 festgenommen
und in ein Krankenhaus gebracht worden. Ohne sein Wissen wurde dort eine
Magenoperation durchgeführt und 14 mit Kokain gefüllte Kugeln aus
seinem Magen entfernt (Az.: 2 BvR 1314/97).
Es
wird bekannt, daß Bundespräsident Herzog den
RAF-Gefangenen
Helmut Pohl
mit Wirkung vom 1.6.98 begnadigt hat. Pohl war 1986 zu lebenslanger Haft
verurteilt worden; er ist seit längerem schwer krank.
20.05.: Die zuständige kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft spricht den deutschen Privatagenten Werner Mauss und seine Ehefrau rechtskräftig frei. Das Ehepaar war im November 1996 unter dem Vorwurf verhaftet worden, illegal Lösegeld an Entführer gezahlt zu haben. 22.05.: Das
Anti-Folter-Komitee der UN äußert seine Besorgnis über die
Mißhandlungen
im Polizeigewahrsam in Deutschland
.
Das Komitee empfiehlt, PolizistInnen mit Namen oder Nummern an ihren Uniformen
identifizierbar zu machen, damit sie zur persönlichen Verantwortung
gezogen werden können. Übergriffe sollten verstärkt durch
gerichtliche und disziplinarische Maßnahmen geahndet werden.
26.05.: Die
Polizeibehörden mehrerer europäischer Länder gehen mit
Hausdurchsuchungen und Verhaftungen gegen mutmaßliche Mitglieder der
algerischen Untergrundgruppe GIA
vor. Die Aktion steht offenbar in Zusammenhang mit der bevorstehenden
Fußball-Weltmeisterschaft. In Deutschland werden bei Durchsuchungen im
Raum Köln/Bonn zwei Männer festgenommen. 28.05.: Die
Berliner Polizei setzt eine Datenschutzbestimmung des Allgemeinen Sicherheits-
und Ordnungsgesetzes Berlin (ASOG) um und beginnt damit, jene rund 750.000
BürgerInnen, die inPolizei-Dateien
seit mehr als fünf Jahren registriert sind, über diese Speicherung zu
informieren.
29.05.: Bundesinnenminister
Kanther stellt die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 1997 vor.
Die Zahl dervon der Polizei registrierten Straftaten
sank gegenüber dem Vorjahr um 0,9,%; die Aufklärungsquote stieg um
2,5%.
Juni 1998
03.06.: Auf
fünf internationalen Flughäfen in Deutschland werden
Rechtsberatungsstellen
für Asylsuchende
eingerichtet, die von der Bundesregierung finanziert werden. Das
Bundesverfassungsgericht hatte der Flughafenregelung des
Asylgesetzes nur unter der Bedingung zugestimmt, daß sich Asylsuchende
von einem unabhängigen Anwalt beraten lassen können.
07.06.: Nach
Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die
Ausgaben
für Asylsuchende im Jahr 1997
erneut um 8% gesunken. Bereits im Vorjahr waren sie um fast 10%
zurückgegangen.
10.06.: Vor
dem Berliner Rathaus legen 332 Rekruten der Bundeswehr ihr
öffentliches
Gelöbnis
ab. Zu der Zeremonie sind nur geladene Gäste zugelassen. Die Polizei
sperrt das Gelände weiträumig ab, um GegendemonstrantInnen
fernzuhalten. Die Polizei beschlagnahmt einen Lautsprecherwagen und nimmt 18
Personen fest. Die DemonstantInnen werfen der Polizei gezielte Übergriffe
vor.
11.06.: Eine
Statistik des Frankfurter Oberlandesgerichts wird bekannt, derzufolge den in
Hessen eingereichten
Beschwerden
über die Abschiebehaft
in mehr als der Hälfte der Fälle stattgegeben wurde.
Nach
Mitteilung des Oberlandesgerichts Dresden
erhält
ein Polizeiopfer 200.000 DM Entschädigung
vom Freistaat Sachsen. Der Mann war 1991 illegal in die Bundesrepublik
eingereist; er hatte bei seiner Festnahme einen Kopfschuß aus einer
Polizeiwaffe erlitten und ist seitdem nahezu blind.
14.06.: Eine
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von Ende April wird bekannt, durch
die ein 1994 in Berlin erlassenes
Demonstrationsverbot für verfassungswidrig erklärt
wird. Unter Hinweis auf ein anonymes Drohschreiben hatten die Berliner Polizei
und das Oberverwaltungsgericht damals eine Demonstration auf einer Brücke
verboten. Nach Überzeugung des Verfassungsgerichts hatten Polizei und
Gericht keine ausreichenden Gründe für das Demonstrationsverbot
vorgebracht.
16.06.: Nach
einem Urteil des Bundesgerichtshofs ist die Aussage, daß der
brandenburgische Ministerpräsident
Manfred
Stolpe (SPD)
für den Staatssicherheitsdienst der DDR gearbeitet hat, durch die
Meinungsfreiheit gedeckt.
17.06.: Amnesty
International stellt seinen Jahresbericht der Öffentlichkeit vor. An den
Verhältnissen in Deutschland wird kritisiert, daß
AusländerInnen und Angehörige ethnischer Minderheiten
von Polizeibeamten mißhandelt
werden.
19.06.: Das
Stuttgarter Oberlandesgericht verurteilt die Journalistin Corinna Kawaters zu
einer Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren auf Bewährung. Das Gericht sah
es als erwiesen an, daß Kawaters 1987 als Mitglied der
Roten Zora
an der Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen beteiligt war.
25.06.: Der
Bundestag beschließt eine
Novelle
des Bundesgrenzschutz-Gesetzes
,
durch die dem BGS verdachtsunabhängige Personenkontrollen auch auf
Flughäfen, auf Bahnhöfen und in Zügen erlaubt werden.
Der Bundestag beschließt eine Änderung
des Asylbewerberleistungsgesetzes,
durch die die Leistungen für bestimmte Asylsuchende weiter
eingeschränkt werden.
Nach
den Ausschreitungen
deutscher Hooligans bei der Fußball-WM
in Frankreich kontrolliert der Bundesgrenzschutz ca. 10.000 Menschen an der
Grenze zu Frankreich. 14 mutmaßliche Hooligans werden an der Ausreise
nach Frankreich gehindert. Gegen 20 Personen werden Meldeauflagen erlassen, um
zu verhindern, daß sie nach Frankreich fahren.
Das
Landgericht Magdeburg verhängt Jugendstrafen zwischen zwei und sechs
Jahren gegen drei Skinheads
wegen versuchten Totschlags bzw. gefährlicher Körperverletzung. Die
Männer im Alter zwischen 16 und 21 Jahren hatten im Januar einen Punk in
seiner Wohnung zusammengeschlagen und -getreten.
30.06.: Bei
einer Aktion gegen mutmaßliche Mitglieder der verbotenen
kurdischen Arbeiterpartei PKK
durchsuchen mehr als 270 Polizisten Vereinsräume und Wohnungen in Sachsen
und Sachsen-Anhalt.
Norbert Pütter ist Redakteur von Bürgerrechte
& Polizei/CILIP.
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